Zuletzt bearbeitet am 02.03.2020 auf der Seite was können Messies tun?

Ich möchte auch auf Das Forum für Messies hinweisen:

http://messie-support.forumieren.de

Und auf die Partnerseite http://draculara.de

 

Es gibt viele Menschen wie mich, eben Messies. Da wir uns für das Chaos schämen, habe ich eine eigene Website geschaffen, um in meinen anderen Homepages nicht dieses Outing zu betreiben. Diese Homepage ist nur für Menschen geschaffen, die ein ähnliches Messieproblem haben. Zur Selbsthilfegruppe gehe ich nicht mehr, nachdem ich sie als nicht hilfreich empfunden habe, und auch schon mal vor verschlossener Tür gestanden habe, obwohl das Treffen angeblich an diesem Tag stattfinden sollte.

Da viele von uns Probleme mit den Augen haben oder schlecht lesen können, habe ich einige Dokumentationen gedreht, die ich hier veröffentliche.

Deshalb habe ich auch begonnen, ein Buch über diese Thematik zu schreiben. Auch hier will ich mit den Vorurteilen "dumm, faul und schlampig" aufräumen, und wenn es das Erste ist, was ich aufräume. wink

Es gibt keinen Menschen ohne Fehler, und es gibt keinen Menschen ohne Fantasie. Das äußere Chaos ist der Ausdruck unseres Inneren. Zeige mir deine Wohnung, und ich zeige dir deine Psyche. Ein gesunder Geist steckt in einem gesunden Körper. Hier ruft dem Messie sein Unterbewusstsein entgegen: "Ich bin krank! Schau hin!" Was die Seele krank macht, manifestiert sich im Zuhause.

Jetzt kommen Fragen auf wie: "Warum kann der eine depressiv sein oder weinen, der andere aber keine Ordnung halten und gleichzeitig emotionslos wirken?" Oder: "Warum kann ein Messie seine Gefühle nicht anders ausdrücken?" Dazu kann man zusammenfassend sagen:

Wir sind Messies, weil wir nicht gelernt haben, unsere Gefühle auszudrücken. Wir verdrängen sie und wirken deshalb manchmal merkwürdig teilnahmslos und gleichgültig. Dass hier der äußere Schein trügt, ähnlich wie die Hausfassade darüber hinweg täuscht, was unter dem Dach los ist, kann die Umwelt oft nicht nachvollziehen.

Es werden sogar Kontakte abgebrochen, weil die Familie oder der Freundeskreis den Messie nicht verstehen kann. Auf die Außenstehenden wirkt die Wohnung chaotisch, voll gerümpelt, voll gemüllt, Ekel erregend. Genau das sind aber die Ausdrücke der Psyche des sogenannten Chaoten. Das, was uns anwidert und abschreckt, haben Messies die ganze Zeit hinter der Stirn. Das Gefühlschaos, das im Inneren tobt, hat sich im Äußeren der Umgebung Platz verschafft, versucht, sich Gehör zu verschaffen. "Schau hin! Das ist passiert! So geht es mir!" Sagt das Chaos zum Messie, und oft sagt es das auch zu dessen Verwandten- und Bekanntenkreis.

Was tun Medien und Sozialarbeiter? Sie bekämpfen das Resultat einer verzweifelten, verletzten Seele. Sie heilen nicht das Innere, sie stellen nur ein hübsches Äußeres her, eine Oberfläche, eine nichts sagende Hülle für eine Persönlichkeit, deren Unterbewusstsein sich regelrecht in Unmengen von Seelenmüll auf die neue, schöne Hülle übergibt.

Diese schöne Äußerlichkeit wird nicht lange so schön bleiben, weil die Seele immernoch verletzt, hilflos, verzweifelt ist. Wir müssen begreifen, welche Aussagen in unserem Chaos verborgen sind. Erst, wenn wir uns selbst verstehen, und die Botschaften entschlüsseln, die unser Zuhause für uns bereit hält, können wir los lassen, Ordnung schaffen und sauber machen.

In letzter Zeit konnte ich einige Beobachtungen an mir und meinem Verhalten feststellen. Einmal kann ich nicht alle Papierschnipsel vom Boden aufheben. Normalerweise benutze ich eine Greifzange, weil ich Rückenschmerzen bekomme, wenn ich mich oft bücke. In die Knie gehen kann ich nicht, weil meine Arthrose das nicht zulässt, das heißt die Schmerzen sind dann noch unerträglicher.

Wenn ich einmal was aufgeräumt habe, fühlt sich das nicht besser an, sondern schlechter: es ist, als hätte ich neues Chaos angerichtet, dadurch, dass die Dinge, die ich nun suchen muss, aus dem Blickfeld verschwunden sind. Ich suche dann überall dort, wo ich zuletzt etwas hin getan habe, und finde gewisse Dinge nicht. Als Folge davon kaufe ich sie neu, weil das Einkaufen nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt wie das Suchen, und schließlich kann es nicht schaden, etwas doppelt zu haben, dann ist es dort, wo man es braucht.

Dazu kommt noch die Resignation. Und das Problem mit dem Platz schaffen. Man muss Dinge von A nach B räumen, um Platz für Besucher zu schaffen. Um B belegen zu können, muss es frei geräumt werden, also muss C frei geräumt werden. Problem auch hier: Die Dinge müssen nach D. Von D nach E usw. bis man bei Z angelangt ist. Man ist innerlich bei Z, äußerlich ist nichts geschehen, weil nichts passieren kann, wenn man nicht weiß, wohin mit dem Zeug. Man muss also für Z zusätzlichen Platz schaffen, dann kann man die Dinge von A nach Z räumen. Bringt man Regale an oder Ähnliches. Am besten über der Tür, sonst ist nirgendwo mehr Platz.

Wie ich schon erwähnte, wir sind alle fantasiebegabt. Im Buch von Ann Faraday "deine Träume - Schlüssel zur Selbsterkenntnis" habe ich gelernt, dass das Unterbewusstsein sich einer Sprache bedient, die wir selbst am besten verstehen, und dabei humorvoll und kreativ vorgeht. Genau so habe ich mein Chaos kennen gelernt: Es spricht eine deutliche Sprache, bezieht sich auf Sprichwörter und allgemeinen Volksmund, bringt mich manchmal zum Lachen und zeigt mir, wo meine Probleme liegen, wie hier zu lesen:

das Chaos spricht zu uns

 

Die Außenwelt bekommt durch die Medien ein völlig falsches Bild von uns. Die Stigmatisierung von Messies durch die Medien kennt immer weniger Tabus. Die Menschen, die sich dafür hergeben, dass über sie eine Reportage gedreht wird, wissen gar nicht, wie sinnlos es ist, vorübergehend Hilfe im Haushalt zu beziehen, dann aber festzustellen, dass die Verlustängste eher gewachsen als geschrumpft sind. Sinnlos sowohl für uns Messies, als auch für die Umwelt, die das Bild eines dummen, ungepflegten Schlampers präsentiert bekommt, der die Entrümpelungsarbeiten sabotiert, indem er Dinge aus dem Container fischt, die für Außenstehende nur als wertloser Müll erscheinen, für ihn aber einen sentimentalen Wert haben.

Genau damit soll jetzt Schluss sein! Keine Stigmatisierung mehr! Keine verallgemeinernden, oberflächlich wohl gemeinten Hilfsangebote von Möchtegern-Profis, die nicht annähernd wissen, wie es ist, wenn sich die Seele Gehör verschafft. 

Darauf hinweisend, wie es in uns aussieht, aber abweisend, was die Umgebung betrifft.